kommt der heiss erwartete nTLD Hype noch? Jedenfalls haben die PR-Effekte zugunsten des nTLD Programms noch nicht gezündet, um ein Feuerwerk der Begeisterung zu entfachen! Im Grunde genommen war der Domainmarkt mit der Einführung von .pro, .travel und der ominösen Porno TLD .xxx vor der offiziellen nTLD Rush Hour schon übersättigt, das Interesse an neuen Domainendungen scheint aktuell gering zu sein, so dass mit steigenden Umsätzen nicht zu rechnen ist, die Einführungskosten sowie die laufenden Kosten für den Betrieb einer nTLD sind exorbitant hoch! Bleiben die Umsätze weit hinter den Erwartungen zurück, ist der unmittelbar drohende Konkurs einer neuen Registry kaum noch zu vermeiden. Dazu zwei Artikel aus einem ehemaligen Domainblog, die ich hier als Zusammenfassung publiziere:

Old School versus nTLD

Erstveröffentlichung: 11.Juni.2012

das Interesse an an den neuen Endungen scheint aktuell hoch zu sein, es sind wohl bisher mehrere Hundert Bewerbungen bei der Icann von deren Antragsstellern eingegangen, neben Firmen, die ihre Marke hinter dem Punkt als Top Level Domain setzen wollen, macht auch angeblich Google mit, die meisten Bewerber sind in meinen Augen eher Spekulanten bzw Investors mit zum Teil fragwürdigen finanziellen Backrounds -> die Spielbank Icann bittet zum neuen Domaingame, der Einsätze sind hoch, die Risiken auch, wer bietet mehr im Vollrausch der unbegrenzten Möglichkeiten?

“Es gibt unter den traditionellen Endungen kaum noch sinnvolle Zeichenfolgen, die frei registrierbar sind” so verlautet die Stimme eines Protagonisten zugunsten der nTLD’s und heisst nichts anderes, dass so gut wie alles unter den bisher aktiven TLD’s abgegrast ist. Tatsächlich?

Angesichts einer drohenden Rezession mit weitreichenden Folgen für den Euro Raum (Griechenland und auch Spanien sind im Grunde genommen pleite),  weiterhin zunehmenden ökonomoschen Verwerfungen jenseits und diesseits des Atlantiks , undedarfter Politik vereint mit rücksichtslosem Lobbyismus und einem wachsenden Konfliktpotential mit Russland unter Neo-Stalinist Putin, erscheint mir die heile Welt der Icann, die jüngst lautstark die (R)Evolution des Internets mit der Einführung der nTLD’s verkündete, doch etwas grotesk!

by the way: ich bin weder innovationsfeindlich, noch gegen (r)evolutionäre Entwicklungen im WWW, wenn sie sinnvoll und zum Nutzen aller Online Marktteilnehmer und deren Kunden sind. Evolution im Internet wie auch in der Natur haben ein (Natur)Gesetz gemeinsam: natürliche Auslese durch Selektion, in Anbetracht der nTLD Offensive als ein markantes Beispiel für schön geredete, fiktive Märkte, kommt der Evolution der “New Economy” wieder ein besonderer Stellenwert zu – ein gewachsener Markt unter traditionellen TLD’s hält länger als ein aufgeblähtes Luftschloss ohne erkennbare echte Nachfrage nach neuen Domainendungen;-)

Es dürfte deshalb kaum verwundern, dass im harten Selektionskampf der inflationären Adressraumerweiterung die traditionellen Endungen wie .de, .com, .net, .org  und mit Glück auch .info zur natürlichen Auslese gehören werden, denn unter diesen “Old School” Endungen befinden sich mehrheitlich die realen Märkte, andere (spekulative) TLD’s, wie z.B. ..name, .co, .mobi haben kaum Gewicht, Country Code Domains wie .de und .cz sind beliebter als die .eu(ropäische Gemeinschaftsendung, die “Beliebtheit” der .biz hält sich hierzulande stark in Grenzen, als Herausforderung und Gegengewicht zur dotcom während ihrer Markteinführung einst gefeiert, wirkt diese Domainendung heute wie ein verstaubter Laden in einer gottverlassenen Gegend!

es hat sich in über 10 Jahren heraus kristallisiert, dass der bisherige Nachschub an neuen Domainendungen nicht mehr innovative Marktteilnehmer ausser (windigen) Spekulanten hervor gebracht hat, für innovative Projekte mit Wertschöpfungspotentialen reicht die Old School Class mehr als aus, in Anbetracht neuer Märkte und kommender lukrativer Marktnischen wird die Quelle an frei registrierbaren Domainnamen auch in Zukunft kaum versiegen, von wegen alles abgegrast;-)

nebenbei angemerkt, die Gefahr ist schon jetzt gegeben, dass die ein oder andere Registry einer neueren, bereits eingeführten TLD wieder den Betrieb wegen Unwirtschaftlichkeit einstellen muss und durch die Megablase nTLD nur noch beschleunigt wird, von den drohenden Insolvenzen zukünftiger Registries mal ganz zu schweigen!

dotcom bleibt Königsklasse

Erstveröffentlichung: 06.Februar.2012

bis heute gehört .com weltweit zu den beliebtesten Domainendungen und weist mit deutlichem Abstand zu den anderen Domainendungen wie .net, .org und .info die höchsten Domainregistrierungen auf (über 100 Mio registrierte Domains?).

Für global agierende Unternehmen, die Grösse spielt da fast keine Rolle mehr, gilt diese Endung nach wie vor als erste Wahl, aber auch bei Privatpersonen ist sie sehr beliebt, die ihre Projekte unter .com betreiben, denn .com ist in ihrer Nutzung frei von Restriktionen. Die Königsklasse .com dominiert den globalen Domainmarkt und erzielt mit beliebten Keywords immer noch Spitzenpreise, wie der im Herbst vergangenen Jahres rekordverdächtige Verkauf der Domain sex.com, die für 13 Mio US Dollar den Besitzer wechselte. Über den tatsächlichen Wert dieser Domain kann man sich natürlich streiten, für angesagte Keywords unter .com sowie für brandingfähige Bezeichnungen werden aktuell sehr hohe Preise verlangt und teilweise auch bezahlt, wie der erst kürzlich vollzogene Deal von dudu.com in Höhe von 1 Mio US Dollar beweist! Der Domainhandel hat als bunter Marktplatz mittlerweile allerlei Glücksspieler hervorgebracht. Kein Wunder mehr, dass manch absurde Domain a la IamGreatAndILoveMyAss*com auf einer sterilen Parkingseite auf ihren Käufer wartet;-)

der extrem hohe Anstieg der .com Domainregistrierungen nach der sog. dotcom Blase Anfang dieses Jahrtausends ist wohl dem Domainparking-Modell zu verdanken (davon haben natürlich auch andere relevante Domainendungen profitiert), das zeigt auch der hohe Anteil an Domainschrott, teils markenrechtlich sehr bedenklich, der schlicht nicht verwertbar ist, dennoch glauben bzw hoffen viele Spekulanten und diverse Investors den grossen Wurf mit einer , für sie wertvollen .com Domain zu landen damit der Traum von der eigenen Palmeninsel in Erfüllung geht;-) By the way, nur ein kleiner Bruchteil der aktiven Domainhändler weltweit macht gute Geschäfte und kann davon gut leben, während der grosse Rest der Spekulanten in der Hauptsache wegen mangelnder Kompetenz und fehlender Leistungsbereitschaft nach und nach baden geht.

die Beliebtheit einer TLD hängt letztendlich nicht allein von der Quantität ab, obwohl gerne mit rekordverdächtigen Registrierzahlen geprahlt wird, die Popularität einer Domainendung hängt prioritär von der Zahl an aktiven und werthaltigen Websites unter dem jeweiligen Adressraum ab, da haben aktuell beim deutschen Internetnutzer die Endungen .com und .de die Nase vorn. Für deutschsprachige Projekte ist die ccTLD .DE allgemein die erste Wahl und geniesst als Länderkennung international einen sehr guten Ruf, umgekehrt ist die altehrwürdige .com für die Amis die eigentliche Länderdomain, während die 2002 vornehmlich für US-Bürger freigegebene .us als patriotische country code Domain immer noch ein Schattendasein fristet;-)

die altehrwürdigen gTLD’s .net und .org bieten sich imho auch als lohnende Alternativen für kommerzelle Projekte an, falls die Preisvorstellungen zwischen Verkäufer und Käufer gleichnamiger .com Domänen zu weit auseinander liegen;-) Auch die Projektierung von beliebten Keywords unter diesen „Ersatz TLD’s“und anschliessender Vermarktung liegt aktuell im Trend. Die sprichwörtliche Zweckentfremdung von .net und .org entgegen ihrer ursprünglich empfohlenen Nutzung ist beim Otto-Normal-Internetnutzer jedenfalls unbeschadet angekommen, ein ausgereifter OnlineShop für nicht alltägliche Modeartikel unter .org z.B. ist bestimmt kein Frevel mehr, Hauptsache der kaufinteressierte User findet das, wonach er (lange) gesucht hat, für den Anbieter ist eine Projektierung unter .net oder .org mehr als eine Ausweichsmöglichkeit, da er vom Trust dieser traditionellen Endungen langfristig profitiert.

die Beliebtheit und Akzeptanz einer Domainendung hängt schliesslich von der Anzahl der werthaltigen Präsenzen ab, wo die Königsklasse.com, trotz der Domainschrotthalde von Spekulanten, unter den gTLD’s klar die Nase vorn hat, .net und .org können imho noch ordentlich performen, insbesondere als Domänen für skalierbare Online – bzw Blogmagazine spezialisiert auf Trendbranchen könnte sich der Abstand zur .com deutlich veringern;-)

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Ausblick:

durchaus begehrte und hochspekulative nTLDs wie .shop, .web, .app und .book sind wohl in Bieterschlachten an namhafte Internetkonzerne gegangen, mit diesen Auktionen brauchen sich die Funktionäre der „non profit“ Dachorganisation Icann keine Sorgen mehr zu machen, auf Hartz4 Niveau oder ähnliches abzurutschen;-) Die Loseware aus dem Wühltisch, wie .guru, .online oder .website erscheint mir dagegen sinnfrei, wie viele andere Domainendungen auch. Die zum Teil sehr hohen jährlichen Domaingebühren von .luxury und anderen funkelnden Klunkern der mit an den Domainstrand herangespülten nTLD Invasion dürften wohl eher ihre abschreckende Wirkung nicht verfehlen. Auch im mobilen Internetzeitalter sind Domains zur Not eintippbare Webadressen, mehr als vier Zeichen nach dem Punkt tippt eh keiner mehr ein;-)

es gibt nur einen winzigen Bruchteil an neuen Domainendungen, denen ich auch wegen moderater und damit konkurrenzfähigen Domainhaltungskosten Markt-Chancen einräume, angesichts des anhaltenden, dotcom geprägten Social Media Booms ist eine langfristige Etablierung unsicher.

die Endung dotclub ist für mich nämlich eine der sehr wenigen Kandidatinnen, die sich nach dem finalen Niederprasseln des nTLD Fallobstes am Domainmarkt behaupten können. Das noch jungfräuliche Logomain Projekt wäre für PR und Promotion einer Nischen-TLD keine schlechte Wahl. So oder so, frische Domainregistries werden wohl eher am Markt existent bleiben, wenn sie strategische Kooperationen nicht ausschliessen, die vornehmliche Vermarktung via akkreditierter Registrare sowie ein bisschen TV-Werbung reicht für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit imho nicht mehr aus;-)